Offene Bürgermeister*innen-Sprechstunde
Ausgangspunkt
Unsere Gesellschaft ist bunt: Geprägt von verschiedenen Geschlechtsidentitäten, Altersgruppen, kulturellen Hintergründen und Menschen mit und ohne Behinderungen. In der Politik spiegelt sich das leider weder auf kommunaler noch auf Bundesebene wider. Ein Ziel der Integrationsarbeit sollte also die politische Partizipation von Migrant*innen sein. Einen ersten niederschwelligen Ansatz bietet das Format „Offene Bürgermeister*innen-Sprechstunde“.
Das Besondere hier ist, dass der*die Bürgermeister*in sich den Fragen und Anregungen der Bewohner*innen eines migrantisch geprägten Stadtviertels stellt, indem er*sie zu ihnen kommt. So können Migrant*innen mit einer politischen Vertretung ihres Wohnortes in Kontakt treten. Diese wiederum gewinnt einen direkten Einblick in die Lebenslagen der Bewohner*innen.
Zielgruppe
Menschen mit Migrationserfahrung
Ziele
- politische Partizipation von marginalisierten Bewohner*innen einer Stadt, hier Migrant*innen
- Kennenlernen des Bürgermeisters*der Bürgermeisterin
- Austausch
- Wertschätzung, „gehört werden“
- politischen Vertreter*innen erhalten einen Einblick in die Lebenswelt von Migrant*innen in ihrer Stadt
Format
offenes und sporadisch stattfindendes Format
Inhalte/Vorgehen
Die offene Sprechstunde des*der Bürgermeister*in wird von den Mitarbeiter*innen des Asyl- und Migrationszentrums Café Dialog regelmäßig im Stadtteil als offener Austausch angeboten. Dafür wird das „Bollerwagen-Café“ genutzt (siehe Best Practice „Bollerwagen-Café“). Der Bollerwagen ist mit Sitzgelegenheiten ausgestattet und wird mit Snacks und Getränken befüllt.
Die Begleitung durch den Bürgermeister findet in Northeim in unregelmäßigen Abständen statt. Das Organisationsteam und der Bürgermeister gehen gemeinsam zu einem gut zugänglichen und viel besuchten Ort des Stadtviertels, in dem viele Migrant*innen leben. In Northeim ist das die Südstadt. Der Bürgermeister und das Organisationsteam sprechen die Interessierten und Passant*innen an und laden zu Austausch und Gespräch ein. Bei Sprachschwierigkeiten können mehrsprachige Mitarbeiter*innen des Café Dialogs die Sprachmittlung übernehmen. Eine der Sprechstunden fand z.B. in Pandemiezeiten statt, sodass ein kompakter Flyer mit Informationen zum Coronavirus und der Impfung sowie kostenlose FFP2-Masken verteilt wurden (Beispiel Give-away). Im Anschluss an die jeweilige Sprechstunde werden der Austausch und die genannten Bedarfe verschriftlicht und dem Bürgermeister übermittelt und/oder in einer Nachbesprechung evaluiert und Lösungsansätze besprochen. So können die Belange der Zielgruppe Gehör finden. Auch eine Pressemitteilung wird in Absprache mit dem Bürgermeister im Nachgang an die Veranstaltung verschickt.
Referent*in/Dozent*in
Mitarbeiter*innen des Organisationsteams und Bürgermeister*in; ggf. Sprachmittler*innen
Zeitraum/Dauer/Gruppengröße
2 Stunden / 15 bis 25 Personen
Räumlichkeiten und Ausstattung
-
jeweiliger Stadtteil
- Getränke und Snacks
- eventuell mehrsprachige Flyer passend zum Thema „politische Teilhabe“/Demokratie“/Kommunalpolitik
- eventuell „Give-aways“
- je nach Kenntnissen über die Bewohner*innen bietet es sich an, Sprachmittler*innen einzusetzen, um Kommunikationshürden zu nehmen
- Fotoapparat (Fotohinweis nicht vergessen)
Ausgaben/Positionen
- Kosten der Verpflegung
- Werbekosten
- inhaltlich passende Flyer
- Kauf von „Give-aways“
- Personalkosten für Sprachmittler*innen
Werbung
1 – 2 Wochen im Voraus: Flyer, Plakate, E-Mail-Verteiler, Presse
Sonstiges
Um öffentliche Aufmerksamkeit zu bekommen, können Pressevertreter*innen eingeladen oder/und im Nachhinein eine Pressemitteilung verschickt werden.
Es ist hilfreich, anfallende Aufgaben während der Sprechstunde im Organisationsteam im Vorfeld untereinander aufzuteilen.
Diese sind:
- Ausgabe von Snacks und Getränken oder „Give-aways“
- mit Interessierten ins Gespräch kommen
- den*die Bürgermeister*in und die Interessierten unterstützen, miteinander ins Gespräch zu kommen
Das Organisationsteam kann vorbereitete Fragen einbringen. Einige Beispiele:
- Gefällt Ihnen Ihr Wohnviertel? Was gefällt Ihnen hier besonders gut? Was gefällt Ihnen nicht? Was würden Sie als erstes machen, wenn Sie Bürgermeister*in dieser Stadt wären?
Besonderheiten des ländlichen Raums:
Die Methode eignet sich hervorragend für Kleinstädte oder einzelne Stadtteile.
In sehr kleinen Orten oder Dörfern sollte das Format angepasst werden. Der*die Ortsvorsteher*in des Dorfes könnte direkt auf die Neuzugezogenen zugehen und sie persönlich ansprechen, hier ist eine extra Sprechstunde nicht nötig.
Zur Förderung des Austausches zwischen Migrant*innen und dem*der Bürgermeister*in der zugehörigen Kommune müsste das Format etwas angepasst werden. Eine Idee ist, dass der*die Bürgermeister*in eingeladen wird, um z.B. alle im letzten Jahr neuzugezogenen Bewohner*innen zu begrüßen oder zu einem Austausch mit allen Bewohner*innen. Damit die Bewohner*innen mit Migrationsgeschichte auch von dem Austausch profitieren, sollten sie jedoch im Vorfeld einbezogen werden, so können auch Sprachmittlungsbedarfe festgestellt werden. Im Vorhinein könnten außerdem gemeinsam Fragen und Wünsche erarbeitet werden, die bei dem Besuch des*der Bürgermeister*in angesprochen werden könnten.
Dieses Projekt wird aus Mitteln des Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds kofinanziert.